An:
Stern - das deutsche Magazin
Redaktion für Politik und Wirtschaft / Auto
c/o Silke Gronwald, Peter Thomsen
Am Baumwall 11
20459 Hamburg


Betr.: Artikel "CargoLifter - Absturz vor dem Start?", Heft Nr. 16, 11.04.2001


Sehr geehrte Frau Gronwald, sehr geehrter Herr Thomsen,

hiermit möchte ich persönlich, als Aktionär der CargoLifter AG, sowie "Kenner" der Materie "Luftschifffahrt", mein Unbehagen zu Ihrer "Darbietung" in Form des erschienenen Artikels über CargoLifter zum Ausdruck bringen...

Nur kurz vorweg... ich bin kein "Freak" oder jemand, der bisher auch nur einen Leserbrief zum besten gegeben hat - dafür habe ich normalerweise auch überhaupt keine Zeit , sondern ein 25-jähriger Student für Maschinenbau, der sich seit vielen Jahren schon mit der Luftschifffahrt intensivst auseinandersetzt und bereits seit 1997 Aktionär der CargoLifter AG ist... Doch mit dem erschienenen Artikel sah ich nun akuten Handlungsbedarf - in Form dieses Briefes...

Nun, die Art und Weise, wie Sie über CargoLifter berichtet haben, ist für mich schon regelrecht grob fahrlässig... Sie verbreiten Unwahrheiten und beeinflussen damit Personen, die sich von Ihnen gut recherchierte Berichte und Hintergrundinformationen erhoffen, dahingehend, dass diese CargoLifter in einem völlig falschem Licht sehen. Mich würde es ehrlichgesagt sehr interessieren, wie sehr Sie sich wirklich mit der Thematik Ihres Artikels befasst haben - ausführlich genug kann es auf jeden Fall (für meine Verhältnisse) nicht gewesen sein...

Waren Sie schon einmal auf einer Hauptversammlung von CargoLifter? Verzeihen Sie mir diese eher rhetorische Frage...
Wären Sie z.B. zur HV von CargoLifter im Jahre 2000 auf dem Brand gewesen - oder hätten Sie gut recherchiert, so hätte Ihnen auffallen müssen, dass es bei CargoLifter noch nie Essen & Trinken kostenlos gab. Dafür gab es schon immer einen kleinen Aktionärs-Anstecker... Somit wird schon gleich von Anfang an der Leser Ihres Artikels mit dem Wegfall der "Würstchen-Dividende" in die Irre geführt... Muss so etwas sein?

Mit den "Irreführungen" geht es dann ja auch leider "locker flockig" weiter... Da wird von Zeppelinen geredet... was nicht stimmt, es wird von Einnahmen in Höhe von DM 600 Mio. durch den Börsengang geschrieben... was nicht stimmt, es wird von silbernen Zeppelinen erzählt... von denen nie die Rede war, es wird die "Hindenburg" in's Spiel gebracht... weil sich das immer gut macht, es wird die fast leere Halle beschrieben... schon mal den CL 75 AirCrane gesehen? Muss so etwas sein?

Sie vermitteln dem Leser weiterhin das Bild, dass Dr. von Gablenz eine Art "Bauernfänger" sei... Nun, ganz so direkt schreiben Sie es nicht, jedoch zielen Sie mit Ihren Formulierungen doch genau daraufhin ab - deshalb doch auch das äußerst "vorteilhafte" Bild von Dr. von Gablenz... Kennen Sie Ihn persönlich? Verzeihen Sie mir bitte auch diese eher rhetorische Frage...
Muss so etwas sein?

Nun, sofern Sie diesen Brief noch weiter lesen, lassen Sie mich Ihnen noch einige weniger sarkastisch formulierte Gedanken mit auf den Weg geben...

Glauben Sie, dass es die Technik in vielen Bereichen so weit gebracht hätte, wenn Sie von Anfang an kaputt geredet worden wäre? Glauben Sie, dass es für unseren "Standort Deutschland" ein Aushängeschild ist, wenn die Bevölkerung zu "Technik-Feinden" wird, oder oftmals auch nur dazu abgestempelt wird? Ist es dann auch nur ein Wunder, wenn es kaum noch Abiturientinnen und Abiturienten gibt, die sich für naturwissenschaftliche und ingenieurstechnische Studiengänge interessieren? Glauben Sie nicht auch, dass am Anfang der meisten großen Projekte Visionen stehen, denen Risiken und Probleme gegenüber stehen? Ist es nicht schon lange an der Zeit, dass sich die Welt ein wenig zum Innovativen hin verändert, dass ein Umdenken stattfindet? Finden Sie es nicht verwirrend, wenn technische Innovationen, die in Deutschland entwickelt und erdacht wurden, in USA und Japan realisiert werden - in Deutschland jedoch nicht? Können Sie dann noch "stolz" auf Ihre verfassten Zeilen sein, mit denen Sie Ihren Betrag zum Zerstören einer interessanten technischen Idee leisten... Und nun noch einmal die Frage: muss so etwas sein???

Es geht hier auch nicht um die Betrachtungsweise durch eine "rosarote Brille" für alles Neue... Ich finde es auch gut, dass vieles in der Welt und in den verschiedensten Bereichen - auch der Welt der Technik, mit einem kritischen Blick betrachtet wird... das muss auch so sein... Doch es ist einfach unverzichtbar, eine faire und gut recherchieret Berichterstattung zu führen. Dies haben Sie bei diesem Artikel jedoch leider versäumt... Sehen Sie, ich finde es gut, was Dr. von Gablenz macht und mit mir viele Tausend andere Aktionäre, wie auch Nichtaktionäre... Ihm kann ich bisher nicht böse sein... er hat mit seinen Mitarbeitern schon sehr viel bewegt. Sie jedoch schreiben Unwahrheiten, die den Aktienkurs vielleicht negativ beeinflussen... Als Aktionär werde ich mich also viel eher von Ihnen und Ihrer Zeitung distanzieren, als von dem Projekt "CargoLifter" oder von Dr. von Gablenz...

Vielleicht finden Sie ja die Zeit zu einer kleinen persönlichen Stellungnahme, was mich sehr freuen würde. Sollten Sie Fragen zum Thema Luftschiffe haben, können Sie mich jederzeit kontaktieren oder besuchen Sie meine Homepage (www.zeppelinfan.de).

Ein leider sehr enttäuschter Leser...


Mit freundlichen Grüßen

Jens Schenkenberger

 

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